Eine anstrengende, aber lohnende Erfahrung

PDLA – hinter diesen 4 Buchstaben verbirgt sich der „Prix Des Lycéens Allemands“ – der Leserpreis der deutschen Gymnasialschüler. Das ist eine Initiative des Institut français Deutschland in Zusammenarbeit mit der Ernst Klett Sprachen GmbH unter der Schirmherrschaft der Französischen Botschaft, der seit 2004 nunmehr zum 15. Mal verliehen wurde.

Was ist das Anliegen dieses Leserpreises? Deutsche Gymnasialschüler lesen im Unterricht, zu Hause oder in einer AG drei oder vier ausgewählte französische Jugendromane – im Original, versteht sich! In diesem Schuljahr haben sich einige Schüler des Französisch-Grundkurses Klasse 11 der Herausforderung gestellt und die drei vorgeschlagenen Romane gelesen – unterrichtsbegleitend von Mitte September bis Dezember. Dabei verständigten sie sich in regelmäßigen Abständen über ihre Lesefortschritte und tauschten ihre Eindrücke über das Gelesene aus. Gute Französischkenntnisse, Zeitmanagement und Durchhaltevermögen waren dabei gefragt, natürlich auch die Freude am Lesen und am Entdecken fremdsprachiger Jugendliteratur.

Das große und gemeinsame Ziel bestand darin, im Rahmen einer Schuljury ein Lieblingsbuch zu wählen. Darauf bereiteten sich alle 6 Teilnehmer gründlich vor, präsentierten die Romane und anschließend ihre Argumente, warum nun gerade dieses oder jenes Buch gefiel und debattierten, bis letztendlich eine Entscheidung fiel: „Direct du cœur“ von Florence Medina ist der Favorit unserer Schule. Selbstverständlich war diese Debatte am 23. Februar „en français“.

Damit aber nicht genug – bei der Landesjury, die pandemiebedingt leider auch online am 23. März stattfinden musste, debattierten unsere gewählten Vertreter Tabea Kortmann und Alexander Stefanescu mit anderen Gymnasiasten aus Sachsen-Anhalt. Auch hier fiel die Wahl einhellig auf „Direct du cœur“, wobei „Aigre doux“ ebenfalls von einigen favorisiert wurde. Es blieb also spannend.

Tabea nahm als gewählte Vertreterin unseres Bundeslandes schließlich an der Bundesjury teil, die am Freitag, dem 28. Mai, online im Rahmen der Leipziger Buchmesse stattfand. Madame Spielewoy vom Institut français moderierte die Jurysitzung. Madame Descôtes, die französische Botschafterin in Deutschland, begrüßte die anwesenden Vertreter aller Bundesländer und fand bewundernde Worte für die 4000 deutschen Schüler, die am Leserpreis mitgewirkt haben. „Lesen bedeutet, sich in der Sprache des Nachbarn ausrücken zu können.“  Für sie ersetze die fremdsprachige Lektüre die pandemiebedingt ausgefallenen Schüleraustausche, sie biete Freude und rege zum Nachdenken über den anderen an, wodurch sich Geist und Herz annähern.

In der sich anschließenden fast zweistündigen spannenden Debatte setzten sich die Jurymitglieder noch einmal intensiv mit den Romanen und ihren Protagonisten auseinander und begründeten sehr überzeugend ihre Positionen. Das Ergebnis überraschte dann nicht so sehr, da Wilfried N’Sondés Roman mehrfach lobend hervorgehoben wurde – sein Roman „Aigre Doux“ ist der diesjährige Sieger!

Die offizielle Preisverleihung findet erst im kommenden Jahr im Rahmen der Leipziger Buchmesse statt, zu der alle herzlich eingeladen sind. Der Autor erhält dann ein Preisgeld von 5000 Euro. Was geschieht nun aber mit dem Roman? Er wird vom Klett-Verlag in einer mit Vokabelhilfen versehenen Fassung aufgelegt, sodass er im Unterricht gelesen werden kann. Vielleicht schon im neuen Schuljahr?

Bestimmt fragen sich einige Leser des Artikels sicher, was die übrigen Schüler des Französischkurses gemacht haben? Nun, sie haben den Roman von Jo Witek „Une fille de“ gelesen, der 2019 den Leserpreis gewann. Auch sie haben ihre Eindrücke ausgetauscht, recherchiert, diskutiert und sich eine Meinung gebildet. En français, bien sûr.

Einhelliges Fazit aller Beteiligten: Die Teilnahme am PDLA ist eine anstrengende, aber auch lohnende Erfahrung. Wir freuen uns schon sehr auf die Leipziger Buchmesse im März 2022.

S. Knopf und der Kurs frz 1 (Schuljahr 2020/21)