Preisverleihung im Rahmen der Leipziger Buchmesse

Der Prix Des Lycéens Allemands wurde feierlich an Wilfried N’Sondé übergeben. Sein Roman „AigreDoux“ (dt. BitterSüß) wurde im März 2021 von der Bundesjury der GymnasialschülerInnen zum eindeutigen Favoriten gewählt. In diesem Jahr sollte nun im Rahmen der Leipziger Buchmesse die offizielle Preisverleihung stattfinden. Da diese pandemiebedingt erneut ausfiel, wurde die Veranstaltung kurzerhand in die Leipziger Stadtbibliothek verlegt, die ihren wunderschönen Oberlichtsaal zur Verfügung stellte.
In Anwesenheit der französischen Botschafterin in Deutschland, Anne-Marie Descôtes, sowie weiterer hochrangiger Vertreter der Buchverlage, des Institut français und der FranzösischlehrerInnenverbände überreichten die SchülerInnen dem sichtlich bewegten Wilfried N’Sondé den Preis sowie einen Scheck in Höhe von 5.000 €.


Zuvor wandte sich unter anderem die Botschafterin in ihrem Grußwort mit anerkennenden und bewundernden Worten an die SchülerInnen, hier vertreten durch die Jurymitglieder der Bundesländer, die sich dieser Herausforderung stellten, mehrere französischsprachige Romane unterrichtsbegleitend zu lesen, ihre Gedanken auszutauschen und die Bücher anschließend kritisch und wohlüberlegt zu bewerten. Sie und weitere RednerInnen bedankte sich bei den Lehrkräften für ihr Engagement und die motivierende Unterstützung, die sie ihren SchülerInnen zukommen lassen. Sie ermunterte die Anwesenden, über die fremdsprachige Literatur, das andere Land und seine BewohnerInnen besser kennen- und dadurch auch verstehen zu lernen. Diese Sensibilisierung sei wichtig und notwendig.
Sie spiegelt auch das Thema des Romans von Wilfried N’Sondé wieder, dessen Ich-Erzähler bei der wiederholten Frage an ihn: „Woher kommst du denn?“ ausrastet und seinen besten Freund (oder seine beste Freundin, das erfährt der Leser nicht) mit verletzenden Worten vor den Kopf stößt, als dieser (diese) den Fragenden in Schutz nimmt. In dem als innerer Monolog angelegten Roman reflektiert der jugendliche Erzähler sein Leben und die Gründe, die zu dieser heftigen Reaktion führten. Die Botschaft, die Wilfried N’Sondé vermitteln möchte, ist diese: «Chacun a le droit de se définir soi-même» Sinngemäß: Jeder hat das Recht, selbst zu bestimmen, wer er ist. Oder: Jeder hat die Freiheit, er selbst zu sein.

Die Mitglieder der SchülerInnenjury kamen ebenfalls zu Wort und stellten Auszüge aus dem Buch vor, führten ein Interview mit N’Sondé durch, auf das er nicht vorbereitet war, und begründeten erneut ausführlich auf Französisch, warum ihre Wahl auf diesen Roman fiel.
Wilfried N’Sondé, geboren 1968 in der Republik Kongo, Studium der Politikwissenschaften in Paris, nach fast 25 Jahren in Berlin jetzt wieder in Lyon lebend, dankte den SchülerInnen, die ihm diese große Ehre zuteil werden ließen. Er hätte für seine bisherigen literarischen Veröffentlichungen schon mehrfach Preise erhalten, aber dieser sei für ihn wie Geburtstag und Weihnachten in einem, auf den er sehr stolz sei.

Der vor allem für die Mitglieder der SchülerInnenjury aufregende Tag endete in einem anschließenden gemeinsamen „Kaffee-Kuchen“ im Leipziger Café Cantona. Dort nutzten sie und die begleitenden Lehrkräfte die Möglichkeit, sich eine persönliche Widmung N‘Sondés in sein Buch eintragen zu lassen und mit ihm und auch untereinander ganz zwanglos ins Gespräch zu kommen.
Tabea Kortmann aus der 12. Klasse des Martineum gehörte als Delegierte des Landes Sachsen-Anhalt zu den glücklichen SchülerInnen, die diesen unvergesslichen Moment erleben durften.

Sigrun Knopf

P.S. Mittlerweile gibt es «AigreDoux» in einer neu aufgelegten, mit Vokabelhilfen versehenen Fassung vom KlettVerlag und kann im Französischunterricht eingesetzt werden.